Orientierungshilfe für Orientierungshelfer

In der kommenden 7.Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 29.01.2020 wird ein Antrag zur Ausstattung von Verkehrsschildern mit Orientierungshilfen für Menschen mit Sehbehinderung eingebracht.

Ziel dieses Antrages ist den Oberbürgermeister zu beauftragen, an ausgewählten und stark frequentierten Straßenkreuzungen und Plätzen Straßennamenschilder für Menschen mit Sehbehinderung zu montieren. Hierbei soll auf Erfahrungen zurück gegriffen werden, die in der Stadt Wedel gemacht wurden.(so im Antragstext)

Begründung wurde der Antrag damit, dass ertastbare Straßennamensschilder zur Verbesserung der Barrierefreiheit in Potsdam beitragen.
Menschen mit körperlichen Einschränkungen könnten sich so freier in der Stadt bewegen und am öffentlichen Leben teilnehmen. Ein Schritt zu mehr Inklusion und Integration von sehbehinderten Menschen in Potsdam. (so im Antragstext)

Wie die PNN zuvor berichtete, soll im Zuge der Antragsbearbeitung herausgefunden werden, ob es in Potsdam überhaupt einen Bedarf hierfür gibt!
Zudem solle eine Crowdfunding-Aktion, als Finanzierungsmodell in Frage kommen.

Tatsächlich wirft sich für uns hierbei die Frage auf, mit welcher Version von Teilhabe/ Inklusion/ Barrierefreiheit hier herangegangen wird?

In Potsdam ist das Verständnis zur sog. Inklusion ja immernoch  unterentwickelt und zielt oft auf nur einzelne Formen von Behinderung, oder dem Nachteilsausgleich einzelner Behinderungsformen ab!

Dies beinhaltet dann auch immer die Gefahr, dass ein als positiv beabsichtigtes Handeln, einen Negativeffekt auf die Teilhabe anderer Formen von Behinderungen entfaltet.

Das dies im Übrigen eine kommunale Aufgabe und Verantwortlichkeit ist, sollte – auch monetär – keine Frage sein!

Ein systemisches Bewusstsein, oder sogar systematisches Implementieren der inklusiven Idee in das „städtische Bewusstsein“ ist nicht zu erkennen und wird auch nicht abgefragt!

Eine Interessensvertretung im Sinne einer „Lobbyvertretung Teilhabe“, die den Stadtverordneten beratend zur Seite steht und der Verwaltung mit Kritik und Expertise hilft, das Ziel Teilhabe zu erreichen und leben zu können, existiert nicht!

Der ursprünglich dafür vorgesehene und installierte Beirat für Menschen mit Behinderung der Landeshauptstadt Potsdam, ist nicht mehr in der Lage diese Aufgabe zu leisten.

Das liegt insbesondere auch daran, daß die durch Los zusammengesetzten Beiratsmitglieder in großer Anzahl ihre ureigensten Interessen zu vertreten scheinen und dabei auch eine Diskriminierung anderer Formen von Behinderungen in Kauf nehmen.

Der Beirat stellt sich seit dem Rücktritt einer Mehrzahl der Vorstandsmitglieder und dem teilweisen gleichzeitigen Austritt aus dem Beirat, als kopf-, ziel- und inhaltslose Selbsthilfegruppe ohne Vertretungsautorität dar! 

Die hier angedachte Idee der Verbesserung der Barrierefreiheit durch Ausstattung mit zusätzlichen Orientierungshilfen wird eben in diesem untauglichen Duktus durch den angeschlagenen Rumpfvorstand sogleich gerügt, ohne zu erkennen, dass diese Form der „Optimierung im öffentlichen Raum“ sowohl Beispiel, als auch eine Form der übergreifenden Wirkmachtentfaltung sein kann!

 

In der Expertise von Manuela Kiss als der derzeitigen Sprecherin des Beirats heißt es: Auszug aus dem Artikel der PNN „Orientierungshilfe Linke will Straßenschilder für Sehbehinderte in Potsdam“ und eigenen Kommentaren in Rot

Bisher gibt es in Potsdam noch gar keine Orientierungshilfe für sehbehinderte Menschen, sagt Kiss.

Unser Kommentar: Das stimmt nicht, da taktile Platten und Leitsysteme für Menschen mit Sehbehinderungen seit Jahren in der Stadt verbaut werden!

In Berlin dagegen gebe es spezielle Apps, ⇒die einen durch die Stadt lotsen. Die Methode aus Wedel sei aber aus ihrer Sicht „noch nicht ganz ausgereift“. „Eben, weil die Brailleschrift fehlt“, so Kiss.

Unser Kommentar: Der Begründung des Erfinders scheinen die Verantwortlichen in Wedel wohl nicht ohne Grund gefolgt zu sein!

Wenn man schon nachrüstet, sollte man alle Menschen mit Behinderung bedenken, auch die vollständig Erblindeten. Das Argument des Wedeler Erfinders König lässt Kiss nicht gelten.

Unser Kommentar: Einem ausgemachten Experten in eigener und technischer Sache?!

„Die Schwierigkeit, eine Orientierungshilfe zu finden, existiert ja immer.“ Deshalb sei es eben auch unerlässlich, solche neuen Angebote auf der Internetseite der Stadt abrufbar zu machen, vor allem „abhörbar zu machen“.

Unser Kommentar: Die Wirkmacht von Hilfesysyemen liegt in einer universellen Verständlichkeit und niedrigschwelligen Anwendbarkeit, analog zur leichten Sprache, könne ein einfaches System ohne Hinzunahme weiterer u.U. schwieriger Systeme mehr und direkter erreichen.

Von einer wirklich barrierefreien Internetpräsenz sei Potsdam aber noch weit entfernt, so die Vorsitzende des Behindertenbeirats.

Alexander D. Wietschel
Mitglied im
SprecherInnenrat

 

Hier bietet sich eigentlich die Chance, sowohl die Bedarfe einer ganzen Reihe von Formen von Behinderungen quasi einen Nachteilsausgleich anzubieten und gleichzeitig auch auf die Bedarfe entsprechender Vorformen, wie auch Bedarfe der alterndernden oder betagten Gesellschaft bedienen zu können!

 

Das wäre wirklich ein Schritt hin zur einer gemeinsamen und gleichverantwortlichen Teilhabe, wenn man diese als Ziel formuliert hätte!

Der Beirat für Menschen mit Behinderung der Landeshauptstadt Potsdam, fällt hier ein weiteres Mal mit „Spartendenken“ auf und steht dem Projekt Teilhabe wieder ein bisschen im Wege! Leider.

Unser Empfehlung:

Die durch den hier beabsichtigten Antrag erreichbare Form der Teilhabe im öffentlichen Raum, würde einen Gewinn für viele Menschen, mit vielen verschiedenen Formen der Behinderung darstellen.

Besonders hervorzuheben ist, dass auch Menschen ohne anerkannte Behinderung und Menschen durch altersbedingte Einschränkungen ihrer sensorischen und mobilen Fähigkeiten profitieren können.

Eine zusätzliche Anbringung der Straßennamen in Braille, würde diesen positiven Effekt, auch für die zahlenmäßig beschränkte Gruppe der hier Schriftkundigen natürlich erweitern!

Fazit:  Ein klares Ja! Diese zusätzlichen Orientierungshilfen machen Potsdam besser.

 


Quellen:

Tagesordnung zur 7. Sitzung der Stadtvorordnetenversammlung

Antrag zur Ausstattung von Verkehrsschildern mit Orientierungshilfen für Menschen mit Sehbehinderung